Dr. Emil Mayer
Geboren am 3.Oktober 1871 in Neubidschow, dem heutigen Nový Bydžov im Bezirk Hradec Králové. Da der Vater in Reichenberg als Handelsmann arbeitete, besuchte Mayer im dortigen Gymnasium die erste Klasse. Im Sommer 1882 übersiedelte die Familie nach Wien und wohnte anfangs in der Lackierergasse im 9. Bezirk und dort ging er auch anfangs zur Schule. Er wechselte mehrmals die Schule und musste sogar die sechste Klasse wiederholen. Auch die Wohnadressen wurden öfter gewechselt, zuerst in den 2. Bezirk in die Nordbahnstrasse, 1887 dann in die Fugbachgasse. Er maturierte 1890 und begann anschließend ein Studium an der juridischen Fakultät in Wien. Dieses wurde unterbrochen durch seine Meldung als Einjährig-Freiwilliger der Infanterie, er wurde Corporal, Leutnant der Reserve und schließlich Leutnant. Im Jahr 1892 übersiedelte er mit seinen Eltern in die Robertgasse 1, ebenfalls im 2. Bezirk. Der Beruf seines Vaters Leopold wird im LEHMANN (Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1893) mit Handelsagent und Waren Commissionverschleiß angegeben. Ein Jahr später, 1894, trat Emil Mayer aus der israelitischen Kultusgemeinde aus. Er wurde noch im selben Jahr Katholik und in der Pfarre St. Johann Nepomuk in der Praterstraße auf den Namen Robert Emil Mayer getauft. Er promovierte im Jahre 1886, absolvierte seine Gerichtspraxis im Landesgericht Wien und legte 1901 seine Advokatenprüfung ab. Heirat 1903 mit Elisabeth, geb. Deutsch. Die Ehe blieb kinderlos. Er zog in den 9. Bezirk, in die Liechtensteinstraße 32-34. Im selben Jahr wurde er in die Liste der niederösterreichischen Advokaten eingetragen. Er eröffnete eine Kanzlei im 1. Bezirk, in der Salvatorgasse 10, die er bis zu seinem Tod betrieb. Umzug 1904 in den 2. Bezirk, in die Valeriestraße 8B, wo er auch bis zu seinem Selbstmord wohnte. Die Valeriestraße wurde 1919 in Böcklinstraße umbenannt und die Hausnummer von 8 auf 12 geändert. Ab 1905 war er Mitglied der k.k. Photographischen Gesellschaft in Wien und Ende des Jahres wurde ihm das Heimatrecht für Wien verliehen. Von 1907 bis 1927 war er Präsident des Wiener Amateur Photographen Klubs, der ihm ca. 1919 eine bronzene Portraitplakette widmete.
Um 1912 gab er ein Büchlein über den Bromölumdruck heraus und als Autor stand "Dr. Emil Mayer, k.k. Hof- und Gerichtsadvocat in Wien". Bei vielen seiner Photos verwendete er das Bromöldruckverfahren, mit dem er sich jahrzehntelang beschäftigte und auch Bücher darüber schrieb. Das Bromöldruckverfahren ließ Photos fast wie Radierungen aussehen. Im Jänner 1916 trat er zur Evangelischen Kirche (A.B.) über. Die goldene Voigtländer-Medaille der k.k. Photographischen Gesellschaft (die höchste Auszeichnung die vergeben wurde) wurde ihm 1917 verliehen. Er meldete insgesamt 7 Patente in Österreich an (die Patente sind unter den jeweiligen Geräten über ein Link aufrufbar). Er gründete 1931 mit Nikolaus Benedik die Firma Dr. Emil Mayer & Nikolaus Benedik Handel mit photographischen Artikeln mit Sitz in der Oberen Donaustrasse 111. Auf Prospekten und Bedienungsanleitungen stand "DREM Zentrale" oder "Bromölzentrale" mit Niederlassungen in Frankfurt "Deutsche DREM Gesellschaft Frankfurt a/M", in London "Drem Products LTD London" 37, Bedford Street, Strand, London W.C.2, und in New York "Drem Products Corporation New York" 152 West Forty-second Street, mit dessen Repräsentanten Joseph M. Bing war er in enger Verbindung. Bing hielt einige Patente die Mayer nutzen konnte und übersetzte 1927 sein Buch "Bromöldruck und -Umdruck " ins Englische. Im Jahr 1935 übesiedelte die Firma in die Rotenturmstrasse 27. Von 1931 bis 1935 war Josef Dubsky Prokurist, ab 1935 war es Anton Friedrich Bayer. Benedik hatte in der Kärntnerstrasse 4 noch ein Geschäft mit dem Namen "IRIS Fotohandel". Nachdem die Repressalien gegenüber Juden (obwohl er ja keiner mehr war) immer ärger wurden, begingen er und seine Frau am 8. Juni 1938 Selbstmord. Die Kremierung fand bereits am 11. Juni statt, die Urnenbeisetzung aber erst am 5. August im Urnenhain der Feuerhalle Simmering, Abteilung 1, Ring 3, Gruppe 3, Nummer 94. Das Grab fiel später an die Feuerhalle anheim und wurde 1961 wiedervergeben. Die Urnen der Verstorbenen wurden unter der Grabsohle beigesetzt.
Die Produktion seiner Belichtungsmesser, hauptsächlich des "Electro Drem" wurde von der Firma UHER & Co. Apparatebau in Wien 17 weitergeführt. 1944 wurde dann die Firma DREM gelöscht.
Mayer war zu Beginn des 20 Jahrhunderts ein begeisterter Amateurphotograph und wurde hauptsächlich durch seine Milieustudien bekannt. Er wird auch als Erfinder des Schnappschusses bezeichnet, da er mit seiner Kamera das wiener Straßenleben einfing. Egal ob Salamutschimann oder Wäschermädel, Mayer photographierte meist unbeobachtet, es wurde das typisch Wienerische festgehalten. Mayer suggerierte mit seinen Bildern eine heile Welt, die es im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn gar nicht mehr gab. Er vermied es, Demonstrationen oder Aufmärsche zu photographieren, da diese nicht in das Bild seines Wien passten. Die Dias wurden im Wiener Volksbildungsverein Urania bei öffentlichen Vorführungen gezeigt und fanden regen Zuspruch. Besonderen Zulauf hatten seine, von der Urania handcolorierten Praterbilder. Felix Salten gab 1911 das Buch WURSTELPRATER mit 75 Originalaufnahmen von Mayer heraus. Der Verlag Brüder Kohn brachte ca. 1920 20 Bildpostkarten unter dem Titel "Wien-Praterleben" mit Bildern von Emil Mayer heraus. Seine Bilder wurden auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, sogar in New York und in Washington im Smithsonian Institut, gezeigt. Viele seiner Glasplatten sind noch erhalten und im Besitz des österreichischen Volkshochschularchivs.

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