Im Neuigkeits-Welt-Blatt gab es einen Artikel über Feldmarschallleutnant Franz Freiherr von Uchatius
Der Kinematograph und die Petroleumlampe -- Erfidungen des Feldmarschallleutnatnt Franz von Uchatius!
Im Hinterland und an der Front ist der Kinematograph
das beliebteste und populärste Zerstreuungsmittel geworden.
Wo ein Kinotheater besteht, sei es in prunkvoll aus
gestatteten Räumen wie zuerst in Wien, oder in auch nur
provisorischen Holzbaracken, strömen alt und jung und
besonders auch unsere Feldgrauen hinein, um sich nach des
Tages Mühen am Schauen der in Bewegung photographierten Vorkommnisse oder „Dramen" zu erholen.
Da ist es nun wohl angezeigt, einmal wieder der großen
Oeffentlichkeit bleibend festzustellen, daß bei der Ersinnung
des Kinematographen ein Oesterreicher Gevatter gestanden
hat. Wie aber bei so vielen anderen Erfindungen —
wir erinnern nur an die der Schiffsschraube durch Ressel,
den Kretzschen Flugapparat, die photographische Linse
durch Petzval— waren ihre Erfinder und Berechner,
durchwegs Oesterreicher, zwar der denkende Teil, praktisch
verwertet wurden aber ihre Gedanken stets erst durch das
Ausland. 'Wir Oesterreicher sind eben noch immer zu wenig
Kaufleute.
Und dies gilt auch beim Kinematographen. Allgemein
wird dessen vor etwa zwanzig Jahren aufgetauchte Erfindung
den Franzosen Brüder Lumiére in Lyon zugeschrieben.
Tatsächlich brachten sie auch die ersten für photographische
Bewegungsaufnahmen und deren danachige einem großen
Publikum gleichzeitige Vorführung in den Handel, die
Erfinder des kinematographischen Prinzipes sind sie jedoch
nicht; sie haben es nur ausgestaltet und allgemein brauchbar gemacht.
Gerade jetzt, da der Kimematograph und die Petroleumlampe zu solcher Bedeutung gelangt sind, soll darauf hin
gewiesen sein, daß kein Geringerer als der geniale
Erfinder der Stahlbronze, der als Chemiker
und Physiker gleich große General Franz Uchatius es
war, der auch den ersten brauchbaren Kinematographen
und die erste Petroleumlampe erdacht und ausgeführt hat.
Als 32jähriger Offizier konstruierte er nach unablässigen
Versuchen einen Apparat, mittels dessen es ihm möglich
war, 2 bis 2½ Meter große bewegliche Bilder, z. B. das
Messer- und Kugelwerfen chinesischer Artisten an der
Wand zu zeigen. Der damals sehr angesehene Taschen-
spieler Töbler erkannte die Bedeutung und Verwertbarkeit
dieser Erfindung und kaufte den Apparat, mit dem er
danach viel Geld verdiente (er nannte seine darauf
führende Programnummer„Nebelbilder" um die Bagatelle
von hundert Gulden).
Als Döbler nach dem Preis fragte, hatte der hievon
freudig überraschte Uchatius zum Ueberlegen keine Zeit
und mit großer Selbstüberwindung nannte er, wie sein
Biograph L e n z erzählt, die Summe von 100 Gulden.
Als aber Frau Uchatius, die bei der Abmachung mit
ihrem Kind am Arm an der Seite ihres Mannes stand
dessen Forderung hörte, ward sie feuerrot und erschrak
über deren vermeintliche Uebertriebenheit. Gewiß ein schöner
Zug in der Charakteristik dieses edlen, einfachen Menschenpaares! — Die Beschreibung dieses Apparates, der den
ersten wesentlichen Schritt zur Herstellung des jetzigen Kinematographen bedeutet, ist in den Sitzungsberichten der
kais. Akademie der Wissenschaften vom April 1853 festgelegt.
Mit der Erfindung der Petroleumlampe hatte es
folgende Bewandtnis: Unter Berufung, daß ihr der Herr Hauptmann Uchatius von mehreren Seiten als ausgezeichnete
Chemiker und Pyrotechniker empfohlen worden sei, sandte
eine ihm bis dahin völlig unbekannte Hamburger Firma
eine Flasche mit einer stark riechenden, ölartigen Substanz
mit der Bitte, zu untersuchen, ob dieses Oel zur Beleuchtung
verwendet werden könne. Er möge in dem Fall auch eine
dazu verwendbare Lampe ausdenken.
Uchatius fand durch die Analyse, daß das Oel eine
Kohlenwasserstoff-Verbindung sei und ruhte nicht, bis er
einen Brenner fertigbrachte, der dem Oel die zum Brennen
nötige Luftmenge in richtiger Weise zuführte. UchatiuS
gab der Lampe die Form einer Schiffslampe, die man
umstoßen konnte, ohne daß sie erlosch. Die Firma dankte
in einem sehr verbindlichen Schreiben und fügte zur Freude
des bescheidenen Erfinders auch ein Honorar bei. Das
Oel hieß damals noch Hydrokarbür, später gab man ihm
den richtigen Namen „Petroleum". Uchatius aber war
es, der die erste Petroleumlampe auf dem Kontinent und
vielleicht auf der ganzen Welt konstruiert hat.