KULTUR IN WIEN!

Andreas Freiherr von Ettingshausen

Geboren am 25. November 1796 in Heidelberg; † 25. Mai 1878 in Wien  (Nachruf)

Vom 16. bis 22. Mai 2006 fand in Wien die 10. Jahrestagung der "Nikon Historical Society" mit über 50 Teilnehmern aus aller Welt statt. Am Programm stand auch, für einige Teilnehmer, ein von mir organisierter Besuch des Zentralfriedhofs mit Schwerpunkt "Photohistorisch wichtige Personen". Petzval, der das erste Objektiv der Welt errechnete, die Brüder Natterer, die die allererste Daguerreotypie im Freien aufnahmen und Ettingshausen, der die ersten photographischen Aufnahmen in Österreich machte. Das Grab Ettingshausen wurde jedoch nicht gefunden. Nach diesem etwas blamablen Vorfall ging ich einige Tage später, mit einem Gräberplan versehen, nochmals auf den Zentralfriedhof. Mit Hilfe der Friedhofsverwaltung konnte das Grab lokalisiert werden. Daraufhin beantragte ich bei der Magistratsabteilung 7 (zuständig für Kultur), auf Grund des desolaten Zustandes des Grabes, soweit noch vorhanden
(kein Grabstein, der Grabstein in der Mitte gehört zur nächsten Reihe), eine Widmung des Grabes ehrenhalber. Dies bedeutet, die Gemeinde Wien würde für ein Grab, welches auf Friedhofsdauer besteht, die Kosten der Grabpflege übernehmen. Ich erklärte mich bereit für einen neuen Grabstein zu sorgen und das Grab neu zu adaptieren.
Einige Zeit danach rief mich Frau Dr. Rapf von der MA 7 an und teilte mir mit, dass Dr. Maillath-Pokorny mein Ansuchen gelesen und BM Häupl dieses bewilligt hat. Bei einem Treffen mit mir am Grab Ettingshausen legte Dr. Maillath-Pokorny, im Namen der Kulturabteilung der Stadt Wien, einen Kranz nieder.


Das Grab im Urzustand
(Mitte)

Kranzniederlegung Dr. Maillath-Pokorny
mit Peter Jonas

Der neue Grabstein
 

Frau Mag. Astrid Rypar,
Kulturabteilung der Stadt Wien

Prof. Dr. Peter Schuster
Präsident der Österr. Akademie der Wissenschaften

Frau Dr. Monika Faber
Albertina
 

Dr. Othmar von Ettingshausen
Ur-Ur-Enkel des Andreas von Ettingshausen

Frau Michaela Sedlak und
Herr Andreas Litzinger,
Leitz Austria

Dr. Schuster im Gespäch mit den Ehepaaren von Ettingshausen und Jonas
 

v.l. Peter Jonas, Frau Dr. Faber, Frau von Ettingshausen,
Dr. von Ettingshausen, Dr. Schuster, Frau Helga Jonas

Ehepaar von Ettingshausen

Ein Teil der Anwesenden
 
 

Am 28. Oktober 2008 um 11 Uhr fand die feierliche Inobhutnahme der Grabstätte durch die Gemeinde Wien, vertreten durch die dafür zuständige Frau Mag. Astrid Rypar von der Kulturabteilung der Stadt Wien, statt. Frau Mag. Rypar sprach im Namen der Kulturabteilung über die Verdienste Dr. Andreas von Ettingshausen und die dadurch resultierende Inobhuthahme der Grabstätte. Der Präsident der Österr. Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Schuster, würdigte Ettingshausens wissenschaftliche, für die damalige Zeit revolutionären Publikationen. Frau Dr. Faber (Albertina) sprach über ihn als den Mann, der die Photographie nach Österreich brachte. Im Anschluß bedankte sich Dr. Othmar von Ettingshausen für die Ehrung seines Vorfahren.
Das Grab befindet sich am Wiener Zentralfriedhof Gruppe 16C, Reihe 14, Grab 25.

Im 19. Wiener Gemeindebezirk wurde eine Gasse nach Ihm benannt und von September - November 2006 gab es in der ALBERTINA eine Austellung mit seinen Daguerreotypien.
Wer v. Ettingshausen nicht kennt:
Von Ettingshausen wurde von Fürst Metternich beauftragt, an der Vorstellung der Daguerre´schen Kamera, der zwar schon am 7. Jänner von Dominique-François-Jean Arago angekündigten, aber nun von Daguerre persönlich präsentierten Kamera am 19. August 1839 vor der Pariser Akademie der Wissenschaften, teilzunehmen. Durch private Kontakte zu Daguerre bekam er eine Kamera samt Zubehör die er nach Wien brachte. Unterwegs machte er Station in Johannisberg, um Metternich persönlich Bericht zu erstatten. Bei dieser Gelegenheit machte er die ersten Aufnahmen mit dem Daguerre´schen Apparat, welche in Wien bereits im November 1839 gezeigt wurden (Universität Wien, Hörsaal der Physik: 13 Ansichten von Schloß Johannisberg).
Zu lesen in WIKIPEDIA:
Ettingshausen studierte in Wien Philosophie und Rechtswissenschaft  Er wurde 1817 Adjunkt der Mathematik und Physik an der Wiener Universität, 1819 Professor der Physik in Innsbruck und 1821 Professor der höheren Mathematik in Wien. Seine damaligen Vorlesungen bezeichnen eine neue Epoche für die Wiener Universität, sie erschienen 1827 in 2 Bänden. 1834 übernahm Ettingshausen den Lehrstuhl der Physik, 1839-1842 förderte er als Mitglied der "Fürstenhof-Runde" die ersten Wiener Versuche der Fotografie, 1848 trat er zur Ingenieurakademie über und lehrte an derselben vier Jahre bis zu ihrer Umwandlung in eine rein militärische Genieschule. 1852 hielt er einen Kursus über höhere Ingenieurwissenschaft am polytechnischen Institut, und in demselben Jahr übernahm er die Direktion des physikalischen Instituts an der Universität, aus welchem unter seiner Leitung eine große Zahl Untersuchungen hervorging. Ettingshausen konstruierte eine elektromagnetische Maschine als einer der ersten, welche die elektrische Induktion zur Stromgewinnung verwerteten, förderte auch die Optik und schrieb ein Lehrbuch der Physik (Wien 1844, 4. Aufl. 1860), das auf die Methode des physikalischen Unterrichts einen großen Einfluss geübt hat. Außerdem schrieb er: Die kombinatorische Analysis (Wien 1826);
Die Prinzipien der heutigen Physik (Wien 1857); auch bearbeitete er mit Baumgartner dessen Naturlehre (7. Aufl., Wien 1842) und gab mit demselben 1826-32 die Zeitschrift für Physik und Mathematik heraus. 1866 trat Andreas von Ettingshausen in den Ruhestand und wurde in den Freiherrenstand erhoben. Er war Gründungsmitglied und mehrere Jahre lang auch erster Generalsekretär der Wiener Akademie der Wissenschaften.
Zu lesen in AEIOU, Österreich Lexikon, dem kulturinformationssystem:
Ettingshausen, Andreas Freiherr von, Physiker und Mathematiker. Ab 1819 Universitätsprofessor für Physik und Mathematik in Innsbruck und Wien. 1852 Professor für Ingenieurwissenschaften am Polytechnischen Institut in Wien, 1853 Organisator des Physikalischen Instituts der Universität Wien. Ettingshausen war Mitbegründer und erster Generalsekretär (1847-50) der Akademie der Wissenschaften.
Werke: Die kombinatorische Analysis als Vorbereitungslehre zum Studium der theoretischen höheren Mathematik, 1826;
Vorlesungen über höhere Mathematik, 2 Bände, 1827;
Die Prinzipien der heutigen Physik, 1857.
Zu lesen in Meyer´s Konversations Lexikon:
Ettingshausen, Andreas, Freiherr von, Physiker und Mathematiker, geb. 25. Nov. 1796 zu Heidelberg, studierte in Wien Philosophie und die Rechte, besuchte auch, da er für die militärische Laufbahn bestimmt war, die Bombardierschule, wandte sich aber nach dem Eintritt des allgemeinen Friedens dem Lehrfach zu, ward 1817 Adjunkt der Mathematik und Physik an der Wiener Universität, 1819 Professor der Physik in Innsbruck und 1821 Professor der höhern Mathematik in Wien. Seine damaligen Vorlesungen bezeichnen eine neue Epoche für die Wiener Universität, sie erschienen 1827 in 2 Bänden. 1834 übernahm Ettingshausen die Lehrkanzel der Physik, 1848 trat er zur Ingenieurakademie über und lehrte an derselben vier Jahre bis zu ihrer Umwandlung in eine rein militärische Genieschule. 1852 hielt er einen Kursus über höhere Ingenieurwissenschaft am polytechnischen Institut, und in demselben Jahr übernahm er die Direktion des physikalischen Instituts an der Universität, aus welchem unter seiner Leitung eine große Zahl Untersuchungen hervorgingen. 1866 trat er in den Ruhestand und wurde in den Freiherrenstand erhoben. Mehrere Jahre fungierte er als erster Generalsekretär der Wiener Akademie. Er starb 25. Mai 1878. Ettingshausen konstruierte eine magnetelektrische Maschine als einer der ersten, welche die elektrische Induktion zur Stromgewinnung verwerteten, förderte auch die Optik und schrieb ein Lehrbuch der Physik (Wien 1844, 4. Aufl. 1860), welches auf die Methode des physikalischen Unterrichts einen großen Einfluß geübt hat. Außerdem schrieb er: "Die kombinatorische Analysis" (Wien 1826); "Die Prinzipien der heutigen Physik" (Wien. 1857); auch bearbeitete er mit Baumgartner dessen "Naturlehre" (7. Aufl., Wien. 1842) und gab mit demselben 1826-32 die "Zeitschrift für Physik und Mathematik" heraus.
Zu lesen in Studia Informatyczne:
Andreas Freiherr von Ettingshausen (1796-1878) – niemiecki matematyk i fizyk. Zaslynal jako jeden z pierwszych konstruktorów maszyny elektromagnetycznej, pozyskujacej prad z indukcji elektrycznej. Zajmowal sie równiez zagadnieniami zwiazanymi z optyka oraz napisal podrecznik (Lehrbuch der Physik, 1844), który mial istotny wplyw na prowadzenie zajec z zakresu fizyki. Ettingshausen rozpoczal swoje studia w Wiedniu, gdzie uczeszczal na zajecia w instytcie filozofii i prawa oraz do ówczesnej szkoly wojskowej. W 1817 r. zostal adiunktem w katedrze matematyki i fizyki Uniwersytetu Wiedenskiego. W 1819 r. objal stanowisko profesora fizyki w Innsbrucku, a dwa lata pózniej profesora matematyki wyzszej w Wiedniu. Jego praca stanowi przelom w historii Uniwersytetu Wiedenskiego.
W 1834 r. objal równiez dyrekcje wiedenskiej katedry fizyki, a od 1848 r. wykladal ponadto na politechnice. Poza wspomniana publikacja, inne znane prace Ettingshausena to: Die kombinatorische Analysis (1826) oraz Die Prinzipien der heutigen Physik (1857). Ettingshausen wspólpracowal takze z Baumgartnerem nad Naturlehre (1842). Wspólnie wydawali równiez w latach 1826-32 periodyk matematyczno-fizyczny Zeitschrift für Physik und Mathematik.
Austria Presse Agentur 21.5.2004:
Wien - Die Albertina hat die älteste Mikro-Daguerreotypie der Welt erworben. Mit Hilfe privater, eigens zu diesem Zweck gespendeter Mittel, gelang es dem Museum bei Christie´s in London eine Daguerreotypie von Andreas von Ettingshausen um 120.000 Pfund (178.253 Euro) zu erwerben, teilt die Albertina mit. Die Spender, die nicht genannt werden wollen, hatten der Albertina bereits im Jahr 1999 die älteste erhaltene fotografische Ansicht Wiens - gleichfalls von Ettingshausen - geschenkt. Damit besitzt die Albertina die beiden ältesten Daguerreotypien Österreichs, die neu erworbene ist zugleich die älteste wissenschaftliche Daguerreotypie, die sich erhalten hat. Erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden soll das neu erworbene Stück 2005 in der von der Albertina vorbereiteten Ausstellung zur Geschichte der Fotografie in Österreich. Erste fotografische Aufnahme. Dem in Deutschland geborenen österreichischen Physiker und Chemiker Andreas von Ettingshausen (1796-1878), Mitbegründer und erster Generalsekretär (1847-50) der Wiener Akademie der Wissenschaften, gelang es am 4. März 1840 erstmals durch ein Mikroskop eine fotografische Aufnahme zu machen. Das außergewöhnlich gut erhaltene Bild des Durchschnitts durch den Stängel einer Clematis (Waldrebe) ist eines der ältesten erhaltenen Lichtbilder weltweit. Die Aufnahme durch das Gasmikroskop dauerte fünf Minuten und zeigt den Pflanzendurchschnitt in 14-facher Vergrößerung. Dadurch ergibt sich eine Abweichung von den gewohnten Darstellungen der Natur, die das Bild heute auch als suggestive, fast abstrakte Komposition erscheinen lässt. Datiert, signiert und mit einer Erklärung des Versuchs versehen, stellt das Werk eine der Inkunabeln der wissenschaftlichen Fotografie überhaupt dar. Es handelt sich dabei um eine polierte Metallplatte (16 x 21 Zentimeter), deren Oberfläche lichtempfindlich präpariert wurde und die das Abbild in einer Camera Obscura festzuhalten vermochte. Solche Daguerreotypien begeisterten das Publikum durch die detailreiche Naturtreue, sie waren aber Einzelstücke und nicht reproduzierbar. Diese Technik hatte der Franzose L.J.M. Daguerre im Sommer 1839 in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt. Andreas von Ettingshausen war bei dieser »offiziellen« Einführung der Erfindung anwesend gewesen und hatte bei Daguerre selbst die ersten photographischen Versuche angestellt. (APA)
Bücher und Artikel über Ettingshausen:
»Andreas Ritter von Ettingshausen (1796 - 1878)«, in: History of Photography, 1993, vol. 17, 117-120, aus dem Deutschen von Carole Anne Dickson, verkürzte Fassung des Beitrages »Andreas Ritter von Ettingshausen (1796 - 1878). Der Mann, der die Daguerreotypie nach Österreich brachte«, in: Rückblende. 150 Jahre Photographie in Österreich, Ausst.-Kat. Photographische Gesellschaft in Wien, Wien 1989, 33-43
»Andreas Ritter von Ettingshausen (1796 - 1878)«, in: Preprints of the Fifth International Symposium of the European Society for the History of Photography, Musée suisse d´apparareils photographiques, Vevey (CH), 1989, Abstract unter dem Titel »Andreas Knight of Ettingshausen (1796 - 1878)«, in: Rückblende. 150 Jahre Photographie in Österreich, Ausst.-Kat. Photographische Gesellschaft in Wien, Wien 1989, 44-49;
Inpho 4/89, Peter Jonas: 150 Jahre Photographie, »Österreich von Anfang an dabei«.
Dr. Monika Faber, Albertina; » Stallburg und Altes Burgtheater«
Eine Daguerreotypie von Andreas von Ettingshausen aus dem Jahr 1840, in: Fotogeschichte.
Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie, H. 77 (2000), 15–24.

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