PETZVAL
Jozef Maximilián Petzval, geb 6. Januar 1807 in Szepesbéla, dem damals zu Ungarn gehörigen slowakischen Komitat Zips, heute Spišska Belá in der Slowakei. Gestorben 19. September 1891 in Wien. Seine Muttersprache war slowakisch.  Nachruf zum 25. Todestag
Petzval war der Begründer der modernen Photographie und Kinematographie, Erfinder des Porträtobjektives, des Opernglases und Entdecker des modernen anastigmatischen Linsensystems.
Nach dem Gymnasium in Levoca und eines zweijähriges Lyzeums in Košice studierte er am Institutum Geometricum, der Ingenieursfakultät der Pester Universität. Damals schon sprach er neben Slowakisch und Latein auch schon Tschechisch, Deutsch und Ungarisch. Mit Hilfe seines Vaters lernte er auch noch Französisch und Englisch. Er erhielt 1828 ein Ingenieursdiplom und schrieb sich im selben Jahr noch an der Philosophischen Fakultät der Universität ein und wurde 1831 Adjunkt am Lehrstuhl für Physik. Studierte parallel dazu Mathematik, Mechanik und praktische Geometrie weiter. Machte 1832 sein Doktorat an der Philosophischen Fakultät und unterrichtete als Suppleant des Professors der Budapester Universität diese Fächer. Während dieser Zeit erhielt er auch ein Diplom in Mathematik und wurde 1835 zum Universitätsprofessor für höhere Mathematik ernannt.
1836 wurde er von der Wiener Universität eingeladen, nahm dort 1837 einen Lehrstuhl für Mathematik an und war bis 1877 ordentlicher Professor für Mathematik. 1840 errechnete er sein berühmtes Porträtobjektiv mit einer Lichtstärke von 3,7 für die Voigtländer Metallkamera.
1845 begannen seine Streitigkeiten mit dem Optiker Peter Wilhelm Friedrich von Voigtländer, der die Linsen im Auftrag Petzvals schleifen sollte. Petzval erhob Betrugsvorwürfe gegen Voigtländer, der daraufhin seine Produktion teilweise nach Braunschweig verlegte, wo er in den folgenden 20 Jahren ca. 60 000 Petzval-Objektive erzeugte. Petzval seinerseits arbeitete ab 1854 zuerst mit dem österreichischen Optiker Franz Xaver Waibl und ab 1856 mit dem Optiker Carl Dietzler. Dietzler ließ am 6.Oktober 1857 unter der Nummer 10570 das Petzval´sche "DIALYT" patentieren. Dieses war die 2. mögliche Kombination der von Petzval 1840 errechneten Linsengruppen. Da Voigtländer, der 1842 für die 1. mögliche Kombination, die in der Metallkamera Verwendung fand, an Petzval 2000 Gulden zahlte (ohne Vertrag und ohne vorherige Patentierung) der Meinung war er hätte auch die anderen Rechte, baute er dieses Objektiv unter dem Namen "ORTHOSKOP" in Braunschweig nach.
Dadurch waren Petzval und Dietzler aus markttechnischen Gründen gezwungen ebenfalls diesen Namen zu verwenden. Nach weiteren Machenschaften Voigtländers und wegen seines kaufmännischen Unvermögens ging jedoch Dietzler 1862 pleite und nach Drohungen seitens Petzvals übersiedelte Voigtländer 1866 alle seine österreichischen Betriebe nach Braunschweig. Nach einem Einbruch in Petzvals Haus im Jahre 1859 hat sich dieser nie mehr mit der Optik befasst und widmete sich fortan der Akustik, wo er einen Streit mit Christian Doppler über Probleme der Akustik von Zaun brach. 1862 stellte Petzval seine Vorlesungen über Optik ein und 1877 auch alle anderen Vorlesungen. Er mietete 1859 ein verlassenes Kloster am Kahlenberg und ritt täglich in die Universität. Petzval war ein eher schwieriger Mensch und ein gefürchteter Fechter und Ringkämpfer. Er heiratete 1869 im Alter von 62 Jahren seine Haushälterin, welche jedoch nach 4 Jahren Ehe verstarb. Am Ende seines Lebens lebte er zunehmend in völliger Abgeschiedenheit mit seinem Pferd in dem Kloster am Kahlenberg obwohl ihn mehrere Akademien und gelehrte Gesellschaften zu ihrem Mitglied ernannten:
Akademie der Wissenschaften in Wien (1846/1849)
Ungarische Akademie der Wissenschaften (1873), externes Mitglied
Union der tschechischen Mathematiker und Physiker (1881), Ehrenmitglied
Träger der französischen Charles Chevalier-Platinmedaille usw.
Josef Maximilian Petzval starb 1891 fast vergessen, verbittert und arm in Wien. Seine Verbitterung gegen Lebensende erklärt sich wohl einerseits aus dem anhaltenden Streit mit Voigtländer, dem Verlust seiner Manuskripte, seinem unternehmerischen Scheitern und sicher auch daraus, dass er für seine lebenslange Arbeit im Bereich der Optik zu Lebzeiten nie die seiner Meinung nach ihm gebührende Anerkennung fand. Aus dieser Zeit kurz vor seinem Tod stammt sein berühmter Satz:
"Ich habe das Licht bezwungen, ich habe es fest in der Hand, weil es in der Welt zu viel Dunkelheit gibt."

In seinem Geburtshaus befindet sich seit 1964 das Jozef Maximilián Petzval-Museum der Geschichte der Foto- und Kinematografie.



Nach seinem Tod wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil:
Ein Krater auf der Kehrseite des Mondes (Durchmesser 150 km, Breite 63° D, Länge 113° Ny),
sowie Straßen und Statuen in der heutigen Slowakei, Österreich und Ungarn tragen seinen Namen.
1980 wurde auf Antrag des Astronomischen Instituts in Tatranská Lomnica ein in Tschechien entdeckter Planetoid nach ihm benannt (3716 Petzval, 1980 TG),
da Petzvals Linsensystem Ende des 19. Jahrhunderts die Entdeckung vieler Planetoiden ermöglichte.
Das österreichische Unterrichtsministerium verleiht seit 1928 die Petzval-Medaille für besondere Leistungen auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Fotografie.



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